
"Knochenschwund" - Die Volkskrankheit Osteoporose
Osteoporose bedeutet wörtlich „Knochen mit Löchern“. Sie tritt auf, wenn Knochen Mineralien wie Kalzium schneller verlieren, als der Körper sie ersetzen kann. Sie werden weniger dicht, verlieren an Kraft und brechen leichter. Daher wird Osteoporose im Volksmund auch „Knochenschwund“ genannt.
Die meisten Menschen bemerken nicht, dass sie Osteoporose haben, bis ein Knochenbruch auftritt, da es normalerweise kaum Beschwerden oder Symptome gibt. Aus diesem Grund wird Osteoporose oft als „stille Krankheit“ bezeichnet. Osteoporose betrifft insbesondere Frauen im mittleren und späteren Lebensalter, aber auch Männer sind betroffen.
Knochenwachstum und Knochenverlust
Doch was bedeutet Knochenverlust konkret? Die Knochensubstanz wird von spezialisierten Zellen gebildet. Wie der Rest des Körpers wird der Knochen ständig abgebaut und erneuert. Was viele nicht wissen: Der Knochen ist lebendes Gewebe, das Bewegung braucht, um seine Kraft zu erhalten, genau wie Muskeln.
In den ersten Lebensjahren wird mehr Knochen gebildet als abgebaut, was zu Knochenwachstum führt. Mit dem Ende der Teenager-Jahre ist das Knochenwachstum abgeschlossen und mit etwa 25 bis 30 Jahren ist die maximale Knochenmasse des Menschen erreicht.

Sexualhormone wie Östrogen und Testosteron spielen eine grundlegende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Knochenstärke bei Männern und Frauen. Der Östrogenabfall in den Wechseljahren bei Frauen führt zu einem beschleunigten Knochenschwund. In den ersten fünf Jahren nach den Wechseljahren verliert die durchschnittliche Frau bis zu 10 Prozent ihrer gesamten Körperknochenmasse. Aber auch bestimmte Hormontherapien, Autoimmunerkrankungen oder regelmäßige Medikamenteneinnahmen können zu einem frühzeitigen Knochenverlust führen, manchmal schon ab dem 30. Lebensjahr.
Durch Osteoporose verursachte Wirbelsäulenschädigungen oder sogar -brüchen können zu Schmerzen und Haltungsveränderungen wie dem „Witwenbuckel“ führen. Dieser Buckel wird verursacht, wenn die geschädigten Rückenwirbel aufgrund der Schwerkraft zusammengedrückt werden, was zu einer abnormalen Vorbeugung der Wirbelsäule führt, die als Kyphose bezeichnet wird.
Symptome einer Osteoporose
Osteoporose verursacht kaum spezifische Schmerzen oder Symptome. Sie erhöht jedoch das Risiko schwerwiegender Frakturen (=Brüche) oder auch kaum bemerkter „Mikrofrakturen“. Insbesondere Frauen sollten ab dem 30. Lebensjahr regelmäßig einen Spezialisten aufsuchen, um frühzeitig einer Osteoporose vorzubeugen.
Diagnose
Woher wissen Sie, ob Sie an Osteoporose leiden oder in Gefahr sind? Dies ist eine häufige Frage, die eher früher als später beantwortet werden sollte.
Da der Knochenschwund normalerweise allmählich und schmerzlos verläuft, kann das erste Anzeichen einer Osteoporose darin bestehen, dass ein Knochen bricht, häufig leichter als erwartet, das heiß bei einem Anlass, das normalerweise nicht zu einem Knochenbruch führen würde. Daher ist eine Vorsorgeuntersuchung sinnvoll, denn Osteoporose kann mit der entsprechenden ärztlichen Beratung erfolgreich verhindert oder verzögert werden. Eine sogenannte Knochendichtemessung kann feststellen, ob Ihre Knochendichte für eine Person Ihres Alters und Geschlechts niedriger als normal ist. Ein Knochenabbau, der das Stadium einer Osteoporose noch nicht erreicht hat, wird als Osteopenie bezeichnet.

Knochendichtemessung
Ich empfehle eine Knochendichtemessung für Risiko-Patientinnen und -patienten schon in jüngeren Jahren, da die Knochengesundheit meiner Patientinnen und Patienten an oberster Stelle steht, um die Gesamtgesundheit und Bewegungsfähigkeit zu erhalten. Die Testergebnisse zeigen, ob Sie an Osteopenie oder Osteoporose leiden und wie anfällig Ihre Knochen für Knochenbrüche sind. Eine Knochendichtemessung ist der beste Weg, um das Frakturrisiko vorherzusagen.
Die Knochendichtemessung verwendet eine geringe Dosis an Röntgenstrahlen, um zu messen, wie viele Gramm Kalzium und andere Knochenmineralien sich in einem Quadratzentimeter Knochen befinden. Im Allgemeinen ist der Knochen umso dichter, je höher der Mineralgehalt ist.

Anamnese und Ursachenforschung
Wenn Ihre Knochendichte niedriger als normal ist, werde ich gemeinsam mit Ihnen im Gespräch und bei einer ausführlichen Anamnese die möglichen Ursachen ermitteln. Um festzustellen, ob etwas an Ihrer allgemeinen Gesundheit oder Ihrem Lebensstil Ihre Knochen schädigt, sind weitere Untersuchungen erforderlich, unter anderem ein Bluttest.
Risikofaktoren für Osteoporose
Es gibt viele Risikofaktoren für Osteoporose, von denen einige erblich bedingt sind, also nicht beeinflusst werden können, und andere im Lebensstil oder der Krankengeschichte liegen.
Beeinflussbare Risikofaktoren sind:
- Unzureichende Zufuhr an Kalzium aus der Nahrung
- Niedriger Vitamin D-Spiegel
- Rauchen
- Erhöhter (täglicher) Alkoholkonsum
- Koffeinaufnahme von mehr als 3 Tassen Kaffee oder Äquivalent (z. B. Energydrinks) pro Tag
- Mangel an körperlicher Aktivität
- Früher Eintritt der Wechseljahre (vor dem 45. Lebensjahr)
- Verlust der Menstruation durch reduzierte Produktion von Östrogen (z. B. durch übermäßige Diät oder körperliche Anstrengung)
- Langzeitanwendung von Medikamenten wie Kortikosteroiden bei rheumatoider Arthritis, Asthma und anderen Erkrankungen
Risikofaktoren durch Erkrankungen sind:
- Schilddrüsenerkrankung und andere Autoimmunerkrankungen
- Rheumatoide Arthritis
- Chronische Leber- und Nierenerkrankung
- Erkrankungen, die die Fähigkeit des Körpers zur Aufnahme von Nährstoffen beeinflussen, wie Morbus Crohn, Zöliakie und andere entzündliche Darmerkrankungen

Prävention
Ich empfehle meinen Patientinnen und Patienten bereits in jungen Jahren, Maßnahmen zur Vorbeugung von Osteoporose zu ergreifen. Mit einigen einfachen Schritten können Sie aktiv die Risikofaktoren bedeutend senken.
Wie beuge ich Osteoporose wirksam vor?
- Sorgen Sie für eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung mit viel frischem Obst, Gemüse und Vollkornprodukten.
- Essen Sie kalziumreiche Lebensmittel, insbesondere Milchprodukte.
- Achten Sie auf Ihren Vitamin-D-Haushalt, nicht nur im Winter.
- Vermeiden Sie das Rauchen.
- Limitieren Sie ihren Alkoholkonsum.
- Schränken Sie Ihren Koffeingenuss ein.
- Machen Sie regelmäßig Bewegung im Freien und eventuell moderates Krafttraining.
Kalziumreiche Ernährung und Osteoporose
Wenn nicht genügend Kalzium im Blut vorhanden ist, nimmt Ihr Körper Kalzium aus Ihren Knochen (= größter Kalziumspeicher des Körpers) auf. Wenn Sie nicht in der Lage sind, ausreichend Kalzium allein über Ihre Ernährung zu erhalten, können Kalziumpräparate verordnet werden.
Vitamin D
Vitamin D ist wichtig, da es Ihrem Körper hilft, das Kalzium aufzunehmen, und außerdem für die Elastizität der Knochen und der Sehnen sorgt. Wir beziehen den größten Teil unseres Vitamin D aus der Sonne und nicht aus der Nahrung. Daher leiden in unseren Breiten sehr viele Menschen unter Vitamin-D-Mangel. Sollte im Blutbild ein Mangel festgestellt werden, verordne ich meinen Patientinnen und Patienten daher die regelmäßige Einnahme von entsprechenden Präparaten.

Übungen zur Vorbeugung von Osteoporose
Krafttraining fördert die Knochendichte und verbessert das Gleichgewicht, sodass Stürze reduziert werden. Bestehende Osteoporose wird dadurch zwar nicht verringert, einem weiteren Fortschritt aber vorgebeugt. Ich rate meinen Patientinnen und Patienten zu einem gezielten Bewegungsprogramm, das mit einem spezialisierten Physiotherapeuten erarbeitet werden sollte.

Management von Osteoporose
Wenn Sie bereits an einer fortgeschrittenen Osteoporose leiden, helfen die aufgeführten Strategien, das Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern. Dennoch müssen Patientinnen und Patienten einen bewussten Umgang mit ihrer Krankheit erlernen, um Verletzungen zu verhindern.
Ich rate meinen Patientinnen und Patienten zu folgenden Maßnahmen:
Speziell angepasstes Training
- Modifizierte, moderate Kraftübungen ohne oder mit sehr geringem Gewicht sollten nur mit speziell ausgebildetem Fachpersonal durchgeführt werden. Zu viel kann Knochenbrüche verursachen!
- Belastungsübungen wie zügiges Gehen oder Schwimmen bzw. Aquagymnastik
- Übungen, die sich auf Körperhaltung und Gleichgewicht konzentrieren

Sturzprävention
Jedes Jahr stürzt ein Drittel der über 65-Jährigen, und 6 % dieser Stürze führen zu einem Knochenbruch. Es ist wichtig, die Sturzgefahr zu verringern.
Meine Empfehlungen:
- Erlernen Sie mit einem Physiotherapeuten Übungen zur Verbesserung Ihres Gleichgewichts.
- Wenn Sie eine Korrekturbrille haben, tragen Sie diese wie von Ihrem Augenarzt empfohlen.
- Machen Sie Ihr Zuhause sturzsicher – entfernen Sie beispielsweise lose Teppiche, bringen Sie Handläufe in Dusche und Toilette an und sorgen Sie dafür, dass alle Räume gut beleuchtet sind. Ein Ergotherapeut kann dabei helfen.
- Tragen Sie feste Schuhe mit flachen Absätzen, die richtig passen.
Behandlung von Osteoporose
Es gibt keine Standardbehandlung für Osteoporose, da sowohl die Ursachen als auch die Therapie sich an Ihrer Lebenssituation, Ihrem Krankheitsbild und Ihrem Alter ausrichten. Abgesehen von den genannten vorbeugenden Maßnahmen kann in speziellen Fällen auch eine medikamentöse Therapie verordnet werden.
Wenn Sie an Osteoporose leiden, ist es nie zu spät, sich behandeln zu lassen, da das Alter einer der Hauptrisikofaktoren für Osteoporose ist. Die Therapie kann den Knochenschwund nachweislich verlangsamen und das Risiko von Knochenbrüchen erheblich verringern. Sprechen Sie also rechtzeitig mit einem Spezialisten, der Ihr Risiko einschätzt und vorbeugende Maßnahmen empfehlen wird.
Es ist wichtig, rechtzeitig Erkrankungen oder Mangelerscheinungen, die Osteoporose verursachen können, einschließlich Vitamin D-Mangel, auszuschließen.
Fazit

