Kniebeschwerden – so hilft spezielle Sportphysiotherapie effektiv und schonend

Physiotherapie gegen Knieschmerzen - Physiotherapeut Luis Horvath klärt auf:

Es gibt kaum etwas Schöneres, als sich mit Sport fit zu halten und durch regelmäßige sportliche Betätigung langfristig gesund zu bleiben. Sport hilft nicht nur, unseren Körper in Form zu halten, sondern kann auch Stress abbauen und uns glücklich machen. Sport ist also wichtig für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Vor allem Ausdauersport und gewohnheitsmäßiger Sport tragen dazu bei, dass wir uns besser fühlen und länger gesund bleiben.

Millionen Menschen in Österreich, Deutschland und vielen anderen Ländern rund um den Globus achten aus diesem Grund darauf, Sport regelmäßig in ihren Alltag zu integrieren. Wie das Statistikportal Statista ermittelt hat, betätigten sich im Jahr 2021 fast zwei Drittel aller Österreicher mindestens einmal pro Woche sportlich. Fast ein Drittel aller Österreicher stuft sich als sportlich ein, wobei die beliebtesten Sportarten in Österreich Schwimmen, Wandern und Radfahren sind.

Es liegt auf der Hand, dass es bei den Millionen von Freizeitsportlern immer wieder zu Verletzungen kommt. Zu den knapp 200.000 Sportunfällen, die jedes Jahr vom Kuratorium für Verkehrssicherheit in Wien (KFV) gelistet werden, kommen unzählige weitere Fälle, bei denen Freizeitsportler nach dem Sport über langfristige Probleme und körperliche Beschwerden klagen. Diese können sich unbehandelt sogar zu einem chronischen Syndrom entwickeln und die Sportgewohnheiten nachhaltig einschränken.

Eine der häufigsten Problemzonen beim Freizeit- und Ausdauersport ist das Knie. Knieschmerzen sind vielfältig und treten sowohl bei Laufsportarten wie dem Joggen und ebenso beim Fahrradfahren, Skifahren oder bei beliebten Mannschaftssportarten auf. Dieser Artikel geht darauf ein, wie Knieprobleme entstehen, warum eine medikamentöse Therapie mit Schmerzmitteln nur teilweise zielführend ist und warum eine gezielte und frühzeitige Sportphysiotherapie essenziell ist, um schnell wieder fit zu werden.

Knochenmarkoedemtherapie im Zentrum für Mobilität in Wien - Sportler fast sich an sein gerötetes Knie und hat sichtlich Schmerzen

Warum Knieschmerzen entstehen

Knieprobleme können unmittelbar nach dem Joggen oder nach anderen sportlichen Belastungen auftreten. Betroffene Patienten charakterisieren einen stechenden oder bohrenden Schmerz im Bereich unterhalb der Kniescheibe, seitlich an der Außenseite des Knies oder im Kniegelenk. Die in vielen Fällen starken Schmerzen werden häufig als unerträglich beschrieben und können im Alltag das Laufen, Treppensteigen und sogar das Gehen erschweren. In schweren Fällen kann der Schmerz auch in Ruhe auftreten.  

Generell können Knieprobleme auf eine Reihe von Ursachen zurückzuführen sein, einschließlich Knorpelschäden, Infektionen oder Knochenbrüche. Häufig werden die Schmerzen im Knie jedoch durch eine übermäßige oder einseitige Beanspruchung des Kniegelenks verursacht. Joggen auf hartem Untergrund mit schlechtem Schuhwerk kann ebenso zu Problemen führen wie eine fehlerhafte Lauftechnik oder zu wenig Regenerationsphasen. Ungeübte Sportler, die sich zu schnell zu viel zutrauen, stehen ebenfalls in der Gefahr, an Knieschmerzen zu leiden, da sie nicht über eine ausreichend starke Muskulatur zur Stabilisation verfügen. 

Aus medizinischer Sicht gehören Sehnenscheidenentzündungen, Kniesehnenentzündungen und Knorpelschäden zu den häufigsten Auslösern von Kniebeschwerden. Sie können auch durch Meniskusschäden, Bänderrisse oder Knochenbrüche verursacht werden.

Knieprobleme mit Schmerzmitteln behandeln – nur die zweitbeste Lösung

Der hohe Leidensdruck bei Kniebeschwerden führt bei vielen Sportlern zum Griff zur Schmerztablette. Dabei liegt es auf der Hand, dass Schmerzmittel, deren Fachbezeichnung Analgetika lautet, ausschließlich das Symptom bekämpfen und den Schmerz im Knie temporär unterdrücken. Eine ursächliche Behandlung des Auslösers der Kniebeschwerden erfolgt nicht.

Die bekannten und freiverkäuflichen Wirkstoffe Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen und Diclofenac gehören zu den effektivsten Schmerzmitteln bei Knieschmerzen. Sie werden als Schmerztabletten (Analgetika) oder in Salbenform (Topika) eingesetzt. Acetylsalicylsäure wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend. Ibuprofen ist ein nicht-steroidales Antirheumatikum (NSAR), das neben seiner schmerzlindernden auch entzündungshemmende Eigenschaften hat. Diclofenac wird ebenfalls zur Behandlung von Knieschmerzen eingesetzt, allerdings ist seine Wirkung nicht so stark wie die der anderen beiden Schmerzmittel.

Neben der Tatsache, dass Schmerzmittel nicht die Ursache der Beschwerden lindern, sondern ausschließlich den Schmerz, haben diese Arzneimittel manche Risiken, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Die häufigsten Nebenwirkungen, die bei der Einnahme von Schmerzmitteln auftreten können, sind Magen-Darm-Beschwerden wie Magenschmerzen sowie Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit. Aufgrund der Neben- und Wechselwirkungen sollten Schmerzmittel grundsätzlich nur kurzfristig und in einer niedrigen Dosierung eingenommen werden. Bei regelmäßiger Einnahme von Schmerzmitteln besteht die Gefahr einer Abhängigkeit, die gleichzeitig impliziert, dass die Wirkung nachlässt.

Zusammenfassend können Schmerzmittel bei akuten und beißenden Schmerzattacken für einige Tage ein probates Mittel sein, um die Knieschmerzen zu lindern. Sie sind trotzdem nur die zweitbeste Lösung, da sie ausschließlich symptomatisch wirken. Wer trotz anhaltender Kniebeschwerden weiterhin Sport treibt und die Schmerzen mit Analgetika unterdrückt, riskiert eine langfristige Verschlimmerung der Symptome und chronische Kniebeschwerden. Um dies zu verhindern, sollte bereits nach dem ersten Auftreten von Schmerzen im Knie oder wenn nach einigen Tagen Schonung keine nennenswerte Besserung auftritt, der Physiotherapeut konsultiert werden.

Physiotherapie bei sportbedingten Kniebeschwerden – so hilft Physio Sportlern

Grundsätzlich ist eine zielgerichtete Physiotherapie die wirksamste Behandlungsmethode bei sportbedingten Kniebeschwerden. Professionell ausgebildete Physiotherapeuten können helfen, die Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit des Gelenks zu verbessern. Physiotherapie ist auch deshalb die Behandlung der ersten Wahl bei sportbedingten Kniebeschwerden, da sie sicher, wirksam und kostengünstig ist. Sie kann dazu beitragen, das Risiko von Knieverletzungen und die Verschlimmerung der Beschwerden zu reduzieren.

In der speziellen Sportphysiotherapie fokussiert sich der Behandler vor allem auf drei wesentliche Phasen:

Patienten mit akuten Kniebeschwerden nach sportlicher Belastung profitieren von diesem durchdachten und professionell aufgebauten Dreistufenplan. Die langfristige Physiotherapie wirkt nicht nur ursächlich, sondern ermöglicht es dem Sportler nach der Behandlung, seinen Sport effektiver und physiologischer durchzuführen.

Ursachenforschung in einem intensiven Anamnesegespräch mit genauer Befunderhebung

Das Anamnesegespräch ist ein wichtiger Teil der Physiotherapie. Fachlich versierte Physiotherapeuten nutzen dieses Gespräch, um einen genauen Befund zu erheben und die richtige Behandlung für ihre Patienten zu finden. Von Knieschmerzen Betroffene können ein gutes Anamnesegespräch beim Physiotherapeuten unter anderem an den folgenden Punkten erkennen:

Ausreichend Zeit für den Patienten

Um die bestmögliche Behandlungsmethode zu finden, sollte sich der Physiotherapeut genügend Zeit nehmen, um mit dem Patienten zu sprechen. Aktives Zuhören hilft dem Behandler, sich ein genaues Bild von den Beschwerden des Patienten zu machen. Es ist wichtig, dass Physiotherapeuten alle relevanten Informationen erfassen, um einen exakten Befund erstellen zu können.

Hilfsbereit und Freundlich

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Art und Weise, wie Physiotherapeuten mit ihren Patienten interagieren. Eine offene und freundliche Haltung vermittelt Vertrauen und versetzt den Patienten in die Lage, genau zu erklären, wo der Schmerz sitzt, wann er erstmals entstanden ist und wie er sich bemerkbar macht.

Genauer Befund

Im letzten Schritt ist es wichtig, dass Physiotherapeuten nach dem Anamnesegespräch einen genauen Befund Dieser Untersuchungsbefund sollte alle relevanten Informationen enthalten, um die sinnvollste Behandlungsstrategie für den Patienten zu finden.

Die genaue Ursachenforschung in der Anamnese sowie ein fachlich korrekter Befund sind zusammenfassend die Grundlage für eine wirksame und zielführende Therapie in der Sportphysiotherapie.

Zielgerichtete Physiotherapie in der Akutphase mit individuellen Übungen

Eine individualisierte und zielgerichtete Physiotherapie ist bei Knieproblemen vor allem in der Akutphase entscheidend, um die Auslöser der Schmerzen zu beseitigen. In vielen Fällen sind die Sehnen der Patienten in der Akutphase durch eine zu einseitige Belastung besonders betroffen. Eine behandlungsbedürftige Sehnenentzündung ist vielfach die Folge und ein typischer Anamnesebefund. Unbehandelt könnte diese Entzündung zu einer chronischen Sehnenentzündung auswachsen, die mit einer erhöhten Schmerzintensität und starken nächtlichen Schmerzen einhergeht. Zusätzlich wird die Ablagerung von Kalzium in das betroffene Gewebe begünstigt, was im Laufe der Zeit ebenso zu Muskelschwäche und einer Steifheit der Gelenke führen kann.

Um eine Verschlimmerung der Beschwerden zu verhindern, präferieren erfahrene Physiotherapeuten individuelle Übungen, die die Beweglichkeit erhalten und verbessern sollen. Zu Beginn der Therapie fokussiert sich der Physiotherapeut zunächst darauf, die bestmögliche Belastung (Optimal Loading) für den Patienten zu finden. Trotz Schmerzen und Bewegungseinschränkungen ist es essenziell, die entzündete Sehne weiterhin zu bewegen und gezielt zu dehnen, um auf diese Weise die Wundheilung und Regeneration zu unterstützen und die gereizten Strukturen zu entlasten.

Elias Reisinger behandelt das Knie einer Patientin nach einer Operation

Exzentrische oder isometrische Übungen als Mittel der Wahl

Als typische Therapieübungen bei einer akuten Sehnenentzündung oder anderen Kniebeschwerden werden in den meisten Fällen exzentrische oder isometrische Übungen gewählt. Als exzentrische Übungen bezeichnet man Behandlungsformen, bei denen die Muskeln unter Spannung arbeiten, während sie sich dehnen. Bei isometrischen Übungen werden die Muskeln hingegen angespannt, ohne dass sich die Gelenke bewegen. Beide Arten von Übungen haben ihre Vor- und Nachteile und können je nach Beschwerdebild zur gezielten physiotherapeutischen Behandlung eingesetzt werden.

Exzentrische Übungen eignen gut für die Therapie von Knieproblemen wie dem Patellaspitzen-Syndrom, da sie die Muskeln stärken und gleichzeitig die Belastung auf die Gelenke verringern. Isometrische Übungen hingegen können bei der Behandlung von Sehnenreizungen oder Entzündungen hilfreich sein, da sie die Muskeln entspannen und auf diese Weise die Schmerzen lindern. Fachlich versierte Physiotherapeuten haben bei der Auswahl von exzentrischen oder isometrischen Übungen grundsätzlich die individuellen Bedürfnisse ihrer Patienten im Auge. Die Physiotherapie in der Akutphase bei Knieproblemen ist essenziell, um schnell wieder vollständig gesund zu werden.

Rezidiv-Vorbeugung durch gezielten Muskelaufbau und Technikschulung

Die dritte Phase der Sportphysiotherapie bei Kniebeschwerden beginnt, sobald die akuten Beschwerden abgeheilt sind und der Patient unter Belastung wieder schmerzfrei ist. Das Ziel in der dritten Phase besteht daran, durch Übungen für den gezielten Muskelaufbau und eine individuelle Technikschulung sicherzustellen, sodass keine erneuten Knieprobleme (Rezidive) auftreten.

In den Übungen zum Muskelaufbau achten Physiotherapeuten generell darauf, dass einseitige Belastungen vermieden werden, um die Kniegelenke zu entlasten. Ein prophylaktischer Schwerpunkt liegt in der Kräftigung der gelenksnahen Muskulatur und der Technikschulung beim Laufen. Auch das passende Schuhwerk und die Rahmenbedingungen des Sportprogramms sollten thematisiert werden. Um eine optimale Wirkung zu erzielen, sollten Physiotherapeuten den Muskelaufbau zudem an die individuellen Bedürfnisse des Patienten anpassen.

Zusammenfassung: Gezielte Sportphysiotherapie schafft schnelle Linderung bei Knieproblemen

"Zusammenfassend ist das Auftreten von Knieproblemen nach dem Sport keine Seltenheit. Auslöser der Schmerzen, die häufig unter der Kniescheibe oder an den Knieseiten auftreten, sind einseitige Bewegungen, fehlende Muskulatur im Beinbereich oder ein unpassendes Schuhwerk. In der Therapie achten Physiotherapeuten neben einer zielgerichteten Anamnese vor allem darauf, in der Akutphase die richtige Behandlungsstrategie zu finden. Nach Abklingen der Beschwerden zielt eine gezielte Rezidivprophylaxe darauf ab, dass keine erneuten Knieprobleme auftreten. Schmerzen im Knie nach dem Sport sind keine Lappalie. Da sie unbehandelt zu schmerzhaften chronischen Erkrankungen auswachsen können, ist es wichtig, den Physiotherapeuten des Vertrauens zurate zu ziehen, um schnell wieder schmerzfrei zu sein."
Luis Horvath
BSc Physiotherapeut

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