Spezielle Schmerztherapie / -medizin

Rückenschmerzen Beitrag - Kinder spielen Softball

Schmerzmedizin & Schmerztherapie bei Rückenschmerzen

Jeder hat sie schon einmal gehabt: diese Rückenschmerzen, die plötzlich aus einer falschen Bewegung heraus entstanden und tagelang einen behindern: beim Sitzen, Stehen, bei jeder Bewegung.

Plötzlich waren sie da, heftig und ließen einen erinnern, dass es da noch eine Wirbelsäule, einen Rücken, eine Muskulatur und vor allem Schmerzen gibt.

Anfänglich gingen sie immer noch weg ,durch Wärme , Lagerung, ein heißes Bad, durch einen warmen Wickel, es halfen Tabletten aus der Apotheke, aber dann blieben sie.

Erste Besuche beim Physiotherapeuten hatten immer noch zur Verbesserung, Abnahme und teilweise auch zum Verschwinden der Schmerzen geführt, doch jetzt blieben sie.

An Schlaf nicht mehr zu denken, Freunde besuchen, Hobbys betreiben, Familie versorgen, Einkäufe erledigen, langes Autofahren – alles Dinge, die nicht mehr möglich waren.

Und dann noch diese Angst, dass es vielleicht etwas Schlimmes ist, was den Rückenschmerz hervorruft.

Da wurde lieber Alles vermieden, Ersatzhaltungen erfunden.

Wie lange hält so ein Körper Schmerzen aus? Kann man sich an Schmerzen gewöhnen? Ist man vielleicht zu empfindlich, gegenüber anderen Menschen? Bin ich vielleicht selbst schuld an diesem Rückenschmerz, durch falsche Bewegung, Ernährung, fehlenden Sport?

All diese Fragen kommen immer wieder, wenn der Schmerz zum Dauerschmerz wird. Dann verändern wir uns: werden vorsichtig, unduldsam, empfindlich, ziehen uns zurück, erlernen Ausweichbewegungen, sagen Termine ab – wollen dieses mittlerweile beherrschende Symptom des Schmerzes nicht akzeptieren.

Allein am Rückenschmerz, lässt sich gut erkennen, wie schnell jeder Mensch in eine chronische Schmerzsituation geraten kann.

Chronifizierung von Schmerzen

… Dann sprechen wir von der Chronifizierung von Schmerzen

Schmerzen sind eine Warnfunktion des Körpers

Schmerzen stellen eine Art Warnfunktion dar. Sie sollen uns darauf aufmerksam machen, dass irgendetwas im Körper nicht stimmt. Sie zeigen uns wo Verletzungen, Entzündungen, krankhafte Veränderungen, Reizungen entstanden sind und sich möglicherweise ausbreiten. So ist der Schmerz an sich ein wichtiger Helfer in der Überwachung unserer Lebensfunktionen des Körpers. Bei Zahnschmerzen zum Beispiel weist der Schmerz uns auf eine eventuelle Zahnfleischentzündung, Karies oder Wurzelinfektion hin, die nach deren Behandlung den Schmerz erlöschen lässt. Jede Verletzungsart, ob Sonnenbrand Prellung oder Muskelverspannungen ist durch eine adäquate Behandlung mit Erlöschen des Schmerzes verbunden. Ist die auslösende Ursache beseitigt, verschwindet der Schmerz.

Kann die Ursache, wie bei chronischen Erkrankungen, aber nicht beseitigt werden, zum Beispiel bei rheumatischen Erkrankungen, Unfallfolgen mit Fehlstellungen von Gelenken, erinnert uns der Körper immer wieder durch das Warnsignal „Schmerz“ an die krankhaften Veränderungen.

Hält so ein Schmerz trotz verschiedener Behandlungen über einen langen Zeitraum – man spricht heute von 3-6 Monaten– an, wird er zum chronischen Schmerz und verliert seine eigentliche Warnfunktion.

Aber warum ist das so?

Die Forschung hat herausgefunden, dass starke langanhaltende Schmerzreize aus dem Gewebe des Körpers Nervenzellen im Rückenmark und Gehirn sensibler für neu auftretende Schmerzreize machen. Dann kann es z.B. sein, dass ganz zarte Berührungen, geringer Druck oder auch höhere Umgebungstemperaturen als starker Reiz und vor allem starker Schmerz empfunden wird. Manchmal reicht auch eine heftige emotionale Erregung, wie Freude, Wut, Stress, Angst, Hektik aus, um eben solche starken Schmerzen zu empfinden.

Die Nervenzellen im Rückenmark und im Gehirn haben den langanhaltenden Reiz in einer Form eines Schmerzgedächtnisses angelegt und der Schmerz kann auch weiter bestehen, wenn die eigentliche Ursache bereits beseitigt wurde.

Da im Verlauf unseres Lebens unser Gehirn und die dazugehörenden Nervenzellen viele notwendige Verknüpfungen/Verschaltungen zur Anpassung an spezielle Lebenssituationen vollzogen hat, spielen Vorerfahrungen zu problematischen Lebenssituationen, Depressionen, Ängsten und auch körperliche Traumata in der Entwicklung von chronischen Schmerzen eine große Rolle.

Jedes Gehirn vergleicht alte Erfahrungen mit neuen und stellt damit sein eigenes Bewältigungsprogramm zusammen. Dies geschieht auch im Fall eines Schmerzes. Schmerzerfahrungen machen wir von klein an und diese werden untereinander verglichen, bewertet und gegebenenfalls zur Bekämpfung ein „Programm“ entwickelt. Dies geschieht ganz individuell. Jeder Mensch hat sein eigenes Schmerzbekämpfungsprogramm, welches somit von Bio-psycho-sozialen Faktoren abhängig ist.

Sportler hält sich den Lendenwirbelbereich vor Schmerzen auf Grund eines Wirbelgleitens

Schmerzfaktoren

Biologische Faktoren


Entzündungen Verletzungen Muskelverspannungen vegetative Störungen

Psychologische Faktoren


Ängste, unterdrückter Ärger, Depressionen, Zwänge, Hilflosigkeit

Soziale Faktoren


Arbeitsunfähigkeit, Konflikte, Isolation, Störung der Partnerschaft, soziale Ausgrenzung.

Sind wir nicht mehr in der Lage unsere Bekämpfungsprogramme anzuschalten, haben wir keine Ressourcen mehr, weil alles zu viel ist, dann kommt die Schmerzmedizin zum Zuge.

Ziel der Schmerzmedizin / Schmerztherapie

Ziel der Schmerzmedizin ist es dann mit besonderen, interdisziplinären Behandlungsmethoden der Speziellen Schmerztherapie (an der Fachrichtung orientiert) für den Patienten eine Schmerzreduktion zu erreichen, die für ihn eine Verbesserung der Lebensqualität darstellt.

Bei chronischen Schmerzen ist bei langem Verlauf oft die komplette Beseitigung der Schmerzen nicht mehr möglich. Gemeinsam versuchen Therapeut und Patient ein Therapieziel zum Erreichen einer besseren Lebensqualität zu formulieren und mit den entsprechenden Therapien diese zu erreichen.

Welche Behandlungsmethoden werden dabei eingesetzt?

Diese orientieren sich primär an der Art des Schmerzes (z.B. Nervenschmerz), am Ort des Schmerzes (z.B. ein Gelenk, mehrere Gelenke oder viele Muskeln), Intensität und Verlauf des Schmerzes (z.B. sehr stark, nur am frühen Morgen), an den Begleitsymptomen (z.B. Schlafstörungen, Depressionen) an den Einschränkungen im Leben (z.B. Unfähigkeit Treppen zu steigen), was verschlimmert den Schmerz , was verbessert ihn.

Selbst Hausmittel wie Kühlen, Wämeumschläge oder eine besondere Lagerung werden erfragt.

Mittels eigener Fragebogen können vor allem Begleitsymptome erkannt und mitbehandelt werden.

Und da gibt es nicht nur Medikamente, als Tabletten, Spritzen, Pflaster oder Injektionen!

Entspannungsverfahren wie Autogenes Training, PMR vermitteln den Betroffenen eine Auszeit aus dem Schmerz.

Elektrotherapie als TENS –(transcutane Nervenstimulation) , EMS ( Elektromyostimulation), Hochton kann mit eigenen kleinen tragbaren Geräten selbständig angewendet werden und die Schmerzwahrnehmung verändern.

Die Heilgymnastik stellt bei vielen Patienten fast, das wichtigste therapeutische Mittel dar. Hat die Muskulatur verlernt, richtig zu arbeiten, entstehen neue Schmerzherde, durch Verspannungen, Fehlhaltungen oder Muskelschwund.

Selbst die Klärung sozialer Probleme kann eine entscheidende Rolle im Umgang mit dem Schmerz, dessen Rolle in den körperlichen Einschränkungen, spielen.

Entlastende orthopädische Hilfsmittel, wie Korsette, Mieder, Bandagen lassen die Schmerzen reduzieren und Patienten wieder aktiver am Leben teilhaben, im Sinne der Lebensqualitätsverbesserung.

Wirbelsaeulenrehabilitationsbehandlung von Marion Kastl im Zentrum für Mobilität in Wien - Frau liegt mit angewinkelten Beinen auf einem Gymnastikball und wird an der Wade behandelt

Die Spezielle Schmerztherapie ist somit eine eigene Fachrichtung, die versucht alle Seiten des Schmerzes zu erfassen und zu behandeln.

Fachrichtung spezielle Schmerztherapie

In Deutschland gibt es seit über 20 Jahren eine eigene staatlich geprüfte Ausbildung.

Mediziner durchlaufen dabei eine facharztunabhängige stationäre und ambulante Weiterbildung, um die verschiedenen Behandlungsmethoden zu erlernen, sie miteinander zu koordinieren und auf die Patienten individuell abzustimmen.

Die Schmerztherapie unterliegt damit einem großen Qualitätsmanagement, welches standardisierte Fragebögen zur Erkennung von Miterkrankungen der Seele und des Körpers erfasst und auch in der Lage ist ähnlich gelagerte Krankheitsverläufe zu vergleichen, Gemeinsamkeiten herauszufinden und Empfehlungen für Schmerztherapeuten zu geben. Es wird also nichts dem Zufall überlassen. Die Erfahrungen des Einzelnen werden von allen genutzt.

Diese Aufgabe haben dabei auch die Fachgesellschaften, welche sich mit dem Schmerz besonders beschäftigen.

Dies sind in Österreich z.B. die Österreichische Schmerzgesellschaft, die Österreichische Kopfschmerzgesellschaft, aber auch sogenannte Plattformen wie PAINS, auf denen aktuelle Studien, Artikel, Informationen gebündelt werden.

Stimmen sich Haus- und Fachärzte mit dem Schmerztherapeuten in der Therapie ab, wird eine runde Sache daraus.

Gemeinsam gegen den Schmerz sind sie mit dem Patienten gut aufgestellt für das Erreichen einer besseren Lebensqualität.

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